EAG-Delegiertenversammlung 2021
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Bei der Delegiertenversammlung der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Soziale Fragen in Bayern und Thüringen e. V. (EAG) im Tagungszentrum des bfw-Hotels in Nürnberg wählten die Delegierten aus Bayern und Thüringen ihren neuen Vorstand. Neuer Vorsitzender ist Bernhard Dausend aus Neuburg a. d. Donau. Die Versammlung bestätigte Petra Hopf aus Schwarzenbruck, als stellvertretende Vorsitzende. Neugewählt wurde Edeltraud Sonnleitner aus Neuried zur stellvertretenden Vorsitzenden. Beisitzer sind Franz Ott (EAG Ober- und Mittelfranken), Klaus Schwarzbeck (Thüringen), Hannelore Fesenmeier (EAG Oberbayern) und Hans Guttner (EAG Schwaben).
Der neugewählte Vorstand sieht als eines seiner wichtigsten Ziele in der nächsten Zeit, die Vorbereitung der Sozialwahlen im Jahr 2023. Bernhard Dausend bedankte sich bei den scheidenden stellvertretenden Vorsitzenden Barbara Grille und Thomas Krämer, die bei der Wahl nicht mehr zur Verfügung standen, für ihre Arbeit.
Die Mitglieder der EAG nehmen bewusst als evangelische Christen vielfältig Einfluss auf die Träger der gesetzlichen Sozialversicherungen. Die EAG engagiert sich als einziger evangelischer Verband unter dem Dach der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Arbeitnehmerorganisationen (ACA) in Bayern und Thüringen. Bundesweit sind im ACA über 1000 ehrenamtliche Mandatsträger in den Gremien der Sozialen Selbstverwaltungsgremien der Deutschen Rentenversicherungen, der gesetzlichen Krankenkassen und der Berufsgenossenschaften vertreten. Ehrenamtliche Versichertenberater helfen den Versicherten der Deutschen Rentenversicherung beispielsweise auch bei der kostenlosen Rentenantragsstellung und in der Beratung vor Ort. Ebenfalls werden auf Vorschlag der Vereinigung ehrenamtliche Richter in die Sozial- und Arbeitsgerichte berufen.
Wort in den Tag bei der EAG Delegiertenversammlung am 17.7.21 in Nürnberg
von Dr. Johannes Rehm
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Freundinnen und Freunde!
„Trotz alledem“ – weiterarbeiten in schwierigen Zeiten. Dies ist ein gut gewähltes hoffnungsvolles Thema und ein motivierendes Motto für diese Delegiertenversammlung der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Soziale Fragen in Bayern und Thüringen e. V..
„Trotz alledem“, das war so etwas wie ein Lebensmotto oder eine Lebenseinstellung unseres langjährigen verstorbenen Vorsitzenden und Freundes Roland Steuerwald. Dahinter stand die Lebenshaltung, sich keinesfalls mit sozialer Ungleichheit in unserem Land und einer ungerechten Verteilung von Lebenschancen abfinden zu wollen, und dies auch dann nicht, wenn man damit wieder einmal gegen den Strom schwimmen muss.
„Trotz alledem“, dies ist aber gleichzeitig ein sehr christliches Glaubensbekenntnis. Obwohl die wahrnehmbare und gefühlte Wirklichkeit auf dieser Welt und in unserem Land keineswegs dem entspricht, wie Gott sich das gemeinschaftliche Miteinander seiner Geschöpfe wünscht, geben Christinnen und Christen die Hoffnung eben gerade nicht auf, dass sich die sozialen Verhältnisse doch noch zum Besseren, d. h. zum Gerechteren für alle verändern lassen. Trotz mancher hoffnungslosen Situationen, die wir vielleicht selbst schon in unserem Leben erlebt haben, geben wir jedenfalls die Hoffnung überhaupt nicht auf und arbeiten konsequent weiter für und mit Menschen, die unseren Rat und unsere Unterstützung brauchen. Und wir tun dies auch und gerade in schwierigen Zeiten, denn, wann sind die Zeiten eigentlich nicht schwierig?
Meine hochaltrigen Eltern beispielsweise erzählen mir manchmal davon, wie es damals war als diese Stadt Nürnberg nach dem furchtbaren 2. Januar 1945 so weitgehend zerstört war, dass zunächst gar nicht richtig klar war, wie ein Wiederaufbau überhaupt gelingen könnte. Trotz alledem versammeln wir uns heute hier in dieser alten und geschundenen Stadt, deren Bürgerschaft aus Trümmern und Zerstörung ein Neuanfang als Stadt gelungen ist. Nürnberg ist heute ein Gemeinwesen, das sich als Stadt der Menschenrechte verstehen gelernt hat. Woher nahmen die Menschen der Nachkriegszeit ihre Hoffnung und was gab ihnen eine solche Kraft? Nun möchte ich die Schwierigkeiten und Probleme unserer Zeit durch einen Vergleich mit früheren Zeiten keineswegs kleinreden. Dass es mit dem Klima auf dieser Welt derzeit ein gewaltiges Problem gibt, das war in den letzten Tagen wieder einmal überdeutlich spürbar. Aber vor allem hat ein klitzekleines Virus unser Land und diese Welt in den letzten Monaten an den Rand gebracht und uns allen in dramatischer Weise unsere eigene menschliche Verletzlichkeit vor Augen geführt. Und für die Opfer dieser Pandemie waren die letzten Monate nicht nur schwierige, sondern richtig tragische Zeiten. Wir dürfen sie und ihr Leiden nicht vergessen. Trotz alledem wollen und müssen wir im Interesse der uns anvertrauten Mitmenschen konsequent weiterarbeiten an den sozialen Fragen und Herausforderungen unserer Zeit.
„Zur Hoffnung berufen“ – so lautete 1979 das Motto des ersten evangelischen Kirchentags in dieser Stadt Nürnberg, an dem ich als junger Student teilnahm und der mir unvergesslich ist. Und ich freue mich schon heute hoffnungsfroh auf den nächsten Kirchentag in Nürnberg im Jahr 2023. Christinnen und Christen sind seit und mit ihrer Taufe zur Hoffnung berufen. Aber Hoffnung ist kein Privatbesitz, sondern Hoffnung will geteilt und darf Allgemeingut werden. Hoffnung braucht Gemeinschaft und Hoffnung stiftet Gemeinschaft. Und unsere EAG ist ganz wesentlich eine Hoffnungsgemeinschaft. Deshalb gilt uns Christen die apostolische Mahnung des 1. Petrusbriefes: „Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist.“ (1. Petr. 3, 15)
Woher nehmen wir Frauen und Männer der EAG die Kraft und die Motivation weiterzuarbeiten in schwierigen Zeiten? Was lässt uns hoffen? Das Evangelium, das wir als EAGler im Vereinsnamen führen, nimmt uns mitten hinein in die Hoffnungsgeschichte Gottes mit seiner Schöpfung. Jesus Christus ist der Name dieser Hoffnung. Und Gottes Geist kann uns selbst zu Menschen machen, die Andere hoffen lassen. Christen waren es, die nach dem verlorenen Krieg Strukturen eines Sozialstaats schufen, die verhindern sollten und sollen, dass Mitmenschen zu hoffnungslosen Fällen werden. Rente und Krankenversicherung für alle sind unverzichtbarer Ausdruck eines solchen Sozialstaats auf christlicher Grundlage. Verantwortung übernehmen in der sozialen Selbstverwaltung als Arbeits- oder Sozialrichter ist ein Dienst am Nächsten, der für und auf ein menschengerechtes Miteinander in unserem Land hoffen lässt. Ich freue mich jedenfalls über jeden und jede, der oder die bei den Sozialwahlen kandidiert und damit anderen seine Zeit und seine Erfahrung zur Verfügung stellt. Insofern danke ich jetzt für die Aufmerksamkeit und wünsche dieser Delegiertenversammlung einen guten Verlauf: wir haben allen Grund zu hoffen und dürfen für Andere zu Menschen der Hoffnung werden. Dafür wünsche ich uns allen Gottes Segen!